Kreis Oder-Spree (el/ct). Dass sich echte Narren auch durch widriges Wetter nicht vom Feiern abhalten lassen, bewiesen die Zamperleute am Wochenende in Zeust, Leißnitz, Bugk und Klein Muckrow. Trotz Dauerregens ließen sich die Klein Muckrower ihre Laune nicht verderben und erschienen am Samstagnachmittag zahlreich zum Zampern. Und wie in jedem Jahr war fast das ganze Dorf auf den Beinen. Aber nicht nur Klein Muckrower zog es vor die Tür. Beatrice Korn war extra aus Berlin gekommen, um an dem Spektakel teilzunehmen. "Ich bin hier aufgewachsen und kenne den Brauch des Zamperns schon von Kind an. In Berlin und anderswo gibt es nichts Vergleichbares und wer es nicht kennt, kann sich auch gar nicht vorstellen, was das für einen Spaß macht", schwärmte die 28-jährige.
Begleitet von der Kapelle "Zamperer" aus Wellmitz ging man von Haus zu Haus, um Eier, Speck und Zwiebeln für das Eierkuchenessen am nächsten Tag zu sammeln. Auf vielen Grundstücken wurden Garagen oder Scheunen für das lustige Völkchen geöffnet, damit sich der eine oder andere Durchnässte bei heißem Kaffee, Glühwein oder einer Suppe aufwärmen konnte.
Am Abend ging es dann im Festzelt im Park weiter, wo "Die Guten Kerle" mit ihrer Tanzmusik für Stimmung sorgten. Die Abendveranstaltung in Klein Muckrow war in diesem Jahr zum ersten Mal richtig öffentlich. Sonst wurde abends immer im Gemeinderaum gefeiert "aber es war kaum Platz für alle Klein Muckrower und die Nachfrage von Leuten aus den Nachbardörfern wurde immer größer, so dass wir beschlossen, es in diesem Jahr mit einem Zelt zu versuchen. Beim Dorffest haben wir ja auch immer großen Zulauf" erzählt Organisatorin Carola Rossow. Und tatsächlich wurden die Erwartungen nicht enttäuscht. Viele Neugierige von außerhalb kamen, um mit den Klein Muckrower zu feiern. Höhepunkt des Abends war das bunte Programm, das unter dem Motto "Männer und ihre Frauen" stand.
Ganz ohne Männer ging es dagegen in Leißnitz zu. Bei der traditionellen Weiberfastnacht durften nur Frauen zum Zampern antreten, während die Männer Haus, Hof, Herd und die lieben Kleinen hüten mussten. Schon um acht Uhr morgens trafen sich die Närinnen bei Pagels in der Gaststätte. Sehr fantasievolle Verkleidungen, wie etwa einen Leuchtturm, der auch wirklich leuchtete, konnte man bestaunen. Mit dem Bus ging es in Begleitung der "Lieberoser Zamperkapelle" erst mal nach Kuhnshof, Friedland Ausbau, Saarkow und Glowe, ehe man durch Leißnitz zamperte.
Am Abend spielten dann die "Lausitzer Buben" zum Tanz auf. Da erhielten natürlich auch die Männer wieder Einlass. Das Programm der Leißnitzer Frauen lautete in diesem Jahr "Watt`n Zirkus" und bot eine bunte Mischung aus Clownerie, Tänzen und Live-Gesängen. Zwei Monate lang übten die Frauen, damit alles perfekt sitzt. Schließlich will man ja dem Programm der Männerfastnacht, die bereits Anfang des Jahres stattfand in nichts nachstehen. "Bei den Programmen kann man schon sagen, dass eine Art Konkurrenzkampf zwischen Männer- und Weiberfastnacht ausgetragen wird", erzählt Ines Börner, "aber wir sind natürlich besser", fügt Julia Walter schmunzelnd hinzu. Zumindest das "Schmankerl für die Nacht", eine Rocky Horror Picture Show auf Leißnitzer Art, war sicher unerwartet für die Herren.
In Zeust wird seit 1990 ununterbrochen gezampert. "Das muss sein", lacht Felix Lehmann - auch wenn es in Strömen regnet. Der 19-jährige Gymnasiast mit der roten Faschingsmähne führte in diesem Jahr das erste Mal den närrischen Zug durch die rund 70 Häuser und Gehöfte des kleinen Orts an. Die Bewohner hatten ein Einsehen und baten in ihre Flure ins Trockene. Dort wurde es meist sehr eng mit Tuba und Trommel von "Jochen's Jungs", der sechsköpfigen, aus dem ganzen Landkreis zusammengewürfelten Zamperkapelle, welche die Stimmung hoch hielt. Den harten Kern bildeten die zwanzig Mitglieder des Fastnachtsclubs, aber es kamen immer wieder neue Zamperer dazu, so dass es zwischen 13 und 18 Uhr zeitweise um die vierzig Leute waren, die für ein bisschen Musik und gute Laune um Eier, Speck, Geld und prozentige Getränke baten, die sie auch reichlich erhielten.